Es gibt kaum etwas Gemütlicheres in Hamburg, als abends über den Winterdom zu schlendern – Lichter, Schmalzkuchen in der Hand und meine Freunde im Schlepptau. Früher oder später landen wir dann doch immer beim Autoscooter. Während wir uns noch unsere Wagen aussuchen, fällt mir eine Gruppe Jungs auf, die ganze Hände voll Chips aus ihren Taschen zieht. Kurzer Internet-Ausflug meinerseits: „Fahrchips, 3D-Drucker“ ins Handy getippt, und zack – Download-Vorlagen ohne Ende.

Auf die Stanzung kommt’s an

Dominik vom Dom-Scooter kennt das Problem längst. „Ja, das fällt auf. Die haben ’ne andere Farbe, und man sieht die Druckerstreifen“, sagt er. Er erklärt, wie der Wagen die Chips erkennt: „Der liest die Ringe am Chip. Je nach Stanzung variiert das von Scooter zu Scooter. Wenn du erstmal die Chip-Form kennst, brauchst du nur noch den Drucker.“

Das Problem: Es gibt keine Kontrollen. Die Besucher werfen die Chips selbst in den Automaten – das betrifft auch die gefälschten. Für die Schausteller bedeutet das nicht nur Umsatzverlust, sondern rechtlich gesehen auch Betrug.

Wenn die nachgemachten Chips nicht passen und mit Gewalt in den Automaten gedrückt werden, kann der kaputtgehen – das kostet dann fünfstellig

Dominik vom Dom-Scooter

„Wenn die nachgemachten Chips nicht passen und mit Gewalt in den Automaten gedrückt werden, kann der kaputtgehen – das kostet dann fünfstellig“, sagt Dominik. An solche Folgen denken die wenigsten, die sich ihre Fahrt so erschleichen.

Platzverweis für Betrüger

Und wenn doch mal jemand erwischt wird? „Dann gibt’s einen Platzverweis“, sagt Dominik nüchtern. Viel mehr lässt sich nicht tun. Die 3D-Chips landen trotzdem immer wieder in den Wagen – zu leicht ist der Weg vom Download zur Gratisfahrt.

Mein Schmalzkuchen schmeckt trotzdem, aber irgendwie ein bisschen anders, wenn man weiß, dass der Wagen nebenan vielleicht gerade wegen eines Plastikchips aus dem Internet stillsteht. Fahrchips aus dem 3D-Drucker – klingt nach harmlosem Spaß, ist in Wahrheit Betrug und kann am Ende richtig teuer werden.

Noah

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