Extremsport „Parkour“
Die Mauer in der Stadt, die Bank im Park oder die Hauswand der Nachbarn – all das nutzt Michel Schade für sein Training. Denn er macht Parkour. Dabei gilt es, Hindernisse aus dem Alltag möglichst einfach zu überwinden.
experi.band: Michel, wie lange machst du Parkour schon?
Michel Schade: Seit zehn Jahren.
Warum ist es eine so schöne Sportart für dich?
Weil man es überall, in jeder Form, mit allen Klamotten machen kann und dabei auch kein Geld ausgeben muss.
Michel Schade postet auch auf Facebook viele sportliche Bilder von seinem Lieblingssport.
Ziehst du dann meistens allein los oder trefft ihr euch in Gruppen?
Meistens trifft man sich zu zweit, zu dritt an irgendeinem Spot. Dort absolvieren wir verschiedene Challenges. So versuchen wir beispielsweise, irgendwo hoch- oder rüberzukommen. Das Ganze trainieren wir zwei bis drei Stunden.
Was ist der Nervenkitzel daran?
Das Beste ist eigentlich, dass man auf sich allein gestellt ist und dabei seine Ängste im Kopf überwinden muss.
Was war das Krasseste, das du je gemacht hast?
So krasse Sachen mache ich gar nicht. Aber wahrscheinlich ist es der Vorwärtssalto, den ich in vier Metern Höhe über eine Zwei-Meter-Lücke gemacht habe.
Und das ist gut gegangen?
Es hat alles geklappt.
Was war die schlimmste Verletzung, die du dir bisher zugezogen hast?
Das war mein Innenmeniskusriss an meinem rechten Knie. Es hat auch acht Monate gedauert, bis er wieder verheilt ist.
Wie genau ist das passiert?
Ich habe aus zwei Metern Höhe eine Rückwärtsdrehung in eine Schaumstoffgrube gemacht. In der Grube ist mein Bein hängengeblieben, und dabei hat sich mein Knie weitergedreht. Dann ist der Innenmeniskus gerissen.
Machst du beim Parkour auch etwas mit noch mehr Nervenkitzel? Es gibt ja vermehrt Leute, die beispielsweise auf Hochhäuser klettern und sich dabei noch an irgendwas dranhängen.
Das höre ich relativ häufig. Aber ich betreibe Parkour eher harmlos. Das heißt, ich klettere auch nicht auf Gebäude und mache nichts Illegales. Das Einzige, was ich noch mache, ist Bouldern, also Klettern ohne Seil. Dabei klettere ich gerne an Fassadenmauern hoch.
Wenn du morgens spät dran bist und schnell zur Bahn musst: Benutzt du dafür auch Parkourtricks?
Nein, im Alltag benutze ich eigentlich keine Tricks.
Bringt es dir trotzdem manchmal was?
Ja, schon. Wenn ich eine Straße überqueren möchte, in deren Mitte vielleicht eine Stange ist, und auf der anderen Seite fahren viele Autos, dann kann ich da schnell einen Volt (Anm. d. Red.: einen Sprung) über die Stange machen, ohne von einem Auto erfasst zu werden.
Die Zuschauer sind überall von Michel und seinem Team Nandu begeistert.
Wenn ich aus Hamburg komme: Wo kann ich am besten Parkour machen?
In Hamburg gibt es den Geisterspielplatz in Eimsbüttel. Der ist echt super, da er ein verlassenes Güterbahnhofsgelände mit vielen Mauern ist. Diese haben wiederum unterschiedliche Höhen, man kann also gut über sie springen. Es gibt aber auch eine Parkourhalle in Hamburg. Die macht aber erst im April 2017 wieder auf.
Was ist die einfachste Übung, die auch ein Anfänger machen könnte?
Der Volt ist relativ simpel zu erlernen. Präzisionssprünge gehen auch ganz gut, genauso wie Strides (Anm. d. Red.: sehr lange Schritte auf kleine Gegenstände).
Muss man für Parkour super sportlich sein?
Nein. Es geht eigentlich darum, seine Grenzen kennenzulernen. Selbst jemand, der dick oder unsportlich ist, kann diesen Sport ausüben. So können sich Anfänger beispielsweise durch kleinere Balanceübungen rantasten.
Das heißt, du würdest jedem empfehlen, es auszuprobieren?
Auf jeden Fall!